Work in progress … | Abgabe

…. oder, wir erarbeiten uns eine saubere Abgabe (Teil 1)

Ich habe mich also hingesetzt und das Verhalten des bei mir Ankommens und der Abgabe in kleine Teile zerlegt.

Da das Abliefern im Stehen mit Handtarget für uns nicht gut funktioniert, habe ich mich entschieden, meine Verhaltenskette mit dem Kommando „Hier“ zu beginnen.
Mein Sichtzeichen sind beide Hände mit geöffneten Handflächen vor dem Körper. So gewöhnt er sich direkt daran, dass die Hände dort sind und eben nicht nach dem Dummy greifen.

* Mac kommt und sitzt vor

Das haben wir jetzt als erstes Puzzlestück in der Garage, im Flur, im Garten und auf den Gassirunden geübt. Und hier seht ihr die ersten Versuche draußen. Noch habe ich die Leckerchen in der Hand, um ihn direkt zu füttern.

Als Nächstes soll Mac ein Dummy auf mich zu tragen und dann vorsitzen. Es erfolgt keine Abgabe und ich greife auch nicht nach dem Dummy. Er darf es einfach nach dem Lobwort fallen lassen. Ich werfe das Dummy nicht. Er nimmt es einfach selbständig wieder auf und erarbeitet sich so seine Belohnung selbständig.

* Mac kommt und sitzt mit Dummy im Fang vor

Ein weiterer Abschnitt ist das längere Halten des Dummys. Dafür zeige ich ihm die offene linke Hand, auf der einige Leckerchen liegen. Lässt er das Dummy fallen, schließe ich die Hand. Während er es festhält, ist die Hand offen. Auf „Klick“ darf er das Dummy fallen lassen und die Leckerchen fressen.

* Mac hält das Dummy im Vorsitz eine Weile fest.

Diese Verhaltensweisen üben wir nun nahezu täglich. Noch unter geringer Ablenkung. Fortsetzung folgt. Hier geht es noch nicht um Perfektion, sondern darum, über das alte Verhalten drüber zuarbeiten.

APD / Anfänger Mac

Irgendwann ist es soweit. Dann muss ich mir ein Herz fassen und über meine Prüfungsangst springen.

Obwohl wir eine Baustelle bei der Abgabe haben, wollte ich es mit Mac jetzt angehen. Die BZG Mainz-Wiesbaden sollte im September eine Dummy A ausrichten. Da wollte ich mein Glück versuchen. Erstens sind 150 km ein Katzensprung in der Retrieverwelt und auch die Richterin finde ich total nett. Also versuchte ich mein Glück und tatsächlich flatterte eine Startplatzzusage in mein E-Mail Postfach.

Eigentlich war geplant, dass ich am Sonntag mit Mac die Prüfung absolviere und am Montag wollten wir dann alle zusammen in den Urlaub düsen. Tja, da hatte ich aber die Rechnung ohne den Gatten gemacht, der ab Montag quengelte, dass er gerne früher in den Harz fahren würde. Die Bitte unsere Prüfung abzusagen musste ich kategorisch ablehnen. Viel zu schwierig ist es derzeit einen Platz zu bekommen.
Als ich dann ein super Angebot für unser Lieblingshotel fand, konnte ich nicht widerstehen und so machten wir uns am Donnerstag auf den Weg. Am Freitag machte sich dann ganz langsam ein Infekt bemerkbar. Schnupfen, Husten, Halsschmerzen … na, super!
Trotzdem, am Samstag fuhr ich alleine nach Hause, machte noch bei der Apotheke halt und legte mich sehr früh schlafen, um dann am Sonntag um fünf völlig verrotzt loszufahren. Egal, Augen zu und durch …

Mir ging es wirklich nicht besonders, dann kam noch die Prüfungsangst und eine unsägliche Hitze dazu.

Wir hatten die Startnummer 14 und diese Nummer hat uns wohl Glück gebracht.

Wir haben Federn gelassen. Die Abgabe war in allen Aufgaben nicht gut und bei der Einzelmarkierung hat er wohl etwas ganz anderes gesehen, als ich. Aber alle Dummys landeten in meiner Hand!

So What! Wir haben mit dem Prädikat „Sehr Gut“ bestanden. Besonders gefreut habe ich mich, dass Mac sich in dieser großen Hundegruppe (21 startende Hunde + 3 Begleithunde) entspannt gezeigt hat. Er konnte sich sehr schnell konzentrieren, ist schön Fuß gelaufen und es war einfach eine Freude zu spüren, dass er der Situation gewachsen ist. Auch die vielen Schüsse haben ihn nicht aufgeregt. Das sind Erkenntnisse, die mich sehr positiv in die Zukunft blicken lassen.
Punkte: Suche 13 (alle Punkte verloren wir durch die Abgabe, gesucht hat er toll), Markierung 15 (nicht gut markiert und eine mäßige Abgabe), Appell und Memory 20, Wasser 18. Ich habe mich gefreut, dass er sich im Laufe der Prüfung gesteigert hat und zeigte, was er kann.

Ich muss mich immer wieder bei Claudia für diesen Hund bedanken, der einfach großartig zu mir passt. Nie hätte ich erwartet, mal einen Rüden zu führen. Er ist so ein leichtführiger, lustiger junger Hund der einfach alles mitmacht. Ich bin so gespannt auf unsere Zukunft.

Da ich das Problem angesprochen habe, will ich es nun auch schildern: Mac kommt mit dem Dummy sofort zurück. Es besteht keine Tauschgefahr und auch damit wegrennen tut er nicht.
Ist er bei mir und ich greife nach dem Dummy, zuckt er mit dem Kopf weg oder beugt den Kopf nach unten. Er möchte das Dummy einfach nicht abgeben. Versuche, ihn an der Brust zu streicheln und ihm das Dummy zu lassen, führen dazu, dass er hektisch wird und um mich rumhüpft.
Derzeit übe ich mit ihm intensiv das Handtarget und das Berühren der Hand, wenn er etwas im Fang hat. Das hat den Ablauf schon verbessert, aber wenn Beutedruck dazukommt, leidet die Abgabe wieder.
Dieser Sache werde ich mich in den nächsten Wochen intensiv zuwenden. Es ist einfach schade, dadurch Punkte zu verlieren.

Tina Schnatz: „Dummyfieber“ [Trainingshandbuch]

[Werbung: Danke an den MenschHund! Verlag, der mir ein Exemplar zur Verfügung stellte. In meiner Buchvorstellung behalte ich mir meine eigene Meinung vor.]

Was mir als Retrieverführerin sofort auffiel, ist der Border Collie auf dem Cover. Damit wird gleich zu Beginn, schon vor der ersten Zeile klargestellt, dass es sich tatsächlich um ein Buch für „Jederhund“ handelt. So lautet nämlich der Untertitel des Buches:
Das ultimative Dummytraining für Jederhund“.

Bevor es ab Seite 73 mit den Grundlagen des Apportierens losgeht, macht der Leser eine kleine Reise über die Entstehung der Dummyarbeit, welche Hunde welche Eigenschaften mitbringen, was sie für das Mensch-Hund Gespann bringen kann und was man für dieses Hobby braucht.

Hier hat mir besonders gefallen, dass neben den Golden und Labrador Retrievern auch Jagdhunderassen wie Bracken oder Weimeraner, Hütehunde, Herdenschutzhunde, Gesellschaftshunde und Mischlinge mit ihren Schwächen und Stärken vorgestellt werden.
Nicht besonders „glücklich“ finde ich die Aussage, dass Arbeitslinien bei Golden und Labrador Retrievern durch ihre höhere Arbeitsbereitschaft mehr Beschäftigung benötigen als Hunde aus der Showlinie. Das suggeriert, dass man mit diesen Hunden viel trainieren müsste, um sie auszulasten, was ich so nicht bestätigen möchte. Gerade die Turbos müssen lernen ruhig zu sein und entspannen zu können. Viel und falsch aufgebautes Training lassen diese Hunde schnell überhitzen.

Sehr detailliert geht die Autorin auf das Lernverhalten ein und stellt hier verschiedene Wege vor. Ein großer Pluspunkt, weil nicht jeder Hund mit jeder Lernmethode zurechtkommt, aber auch nicht jeder Mensch sich in jeder Trainingsmethode wiederfindet. Es gibt also für jeden immer auch einen Plan B oder sogar Plan C.

Danach geht es ans „Eingemachte“. Das Apportieren an sich wird in seine kleinsten Bausteine zerlegt. Aufnehmen, Tragen, Zutragen und Ausgeben werden im Einzelnen beleuchtet und zu jedem Puzzlestück gibt es Tipps und Tricks, falls der Vierbeiner Schwierigkeiten hat. Ein großes Plus für Hundehalter, deren Hunde nicht von Beginn an alles umhertragen und stolz präsentieren.

Es folgt das wichtige Kapitel über die Basisarbeit. Die sogenannten Basics: Grundstellung, Fußarbeit, Leinenführigkeit und Rückruf werden erklärt und mit vielen Bildern wird der Aufbau anschaulich dargestellt. Immer wieder findet der Leser in farblich abgesetzten Textblöcken die Rubrik „Was tun, wenn es nicht klappt?“ mit Alternativmethoden oder anderen hilfreichen Tipps.
Speziell bei der Übung des Rückpfiffs hat mir der Hinweis des sich selbst filmens und auch der Gang zum Trainer gefallen. Nicht alles kann man vielleicht alleine lösen.

Ein verhältnismäßig kurzer Abschnitt befasst sich mit den – wie sie die Autorin nennt – Todsünden der Dummyarbeit.
Steadiness oder eher das Gegenteil – die Unruhe, das Tauschen von Dummys, das Blinken (absichtliches „Übersehen“ von Dummys) und das Weitersuchen (hunten) mit Dummy im Fang.

Ab Kapitel 6 geht es dann um die drei großen Bereiche des Dummytrainings. Einweisen, Markieren und Suchen. Die einzelnen Felder werden gut und verständlich erklärt und gerade beim Einweisen werden wieder unterschiedliche Trainingswege aufgezeigt. Der Aufbau mit künstlichen Sichthilfen (Markierstäbe) wird dem mit natürlichen Sichthilfen gegenübergestellt (Fixpunkte im Gelände).
Weiter geht es mit Einfach- und Mehrfachmarkierungen, der Bedeutung des Helfers, Memories und Verleitungen, als Letztes werden die Themen Freiverlorensuche und kleine Suche vorgestellt.

Besonders interessiert habe ich mich für das Kapitel „Aufbautraining“ und war positiv überrascht, dass das Kapitel mit einer „Warnung“ und wirklich guten Hinweisen beginnt, worauf man beim Einstieg in das Gruppentraining achten sollte. Auch den kritischen Verweis auf die Erscheinung des „Trainerhoppings“ finde ich richtig gut.
Dann folgen einige Aufgaben zur Trainingsgestaltung für zwei und mehr Mensch Hund Gespanne.

Fazit:

Im Nachwort nennt die Autorin Trainer, von denen sie selbst und ihr Training mit den Hunden beeinflusst wurde und tatsächlich habe ich diese Einflüsse und auch die Weiterentwicklungen von Frau Schnatz erkennen können.

Grundsätzlich habe ich mich gefragt, ob die Dummyszene ein weiteres Buch braucht – und ich kann für mich sagen – dieses Buch ist ein Gewinn für jeden, der mit der Dummyarbeit starten möchte. Es ist gut verständlich, detailliert genug, um die Komplexität dieses Sports aufzuzeigen, aber auch nicht so überfrachtet, sodass der Anfänger nach wenigen Seiten die Lust verlieren könnte.

Für Menschen, welche schon aktiv in der Dummyarbeit sind oder sich schon zu den Fortgeschrittenen zählen dürfen bietet das Buch zunächst wenig neues Wissen. Hat man aber ein Problem, könnte man hier den richtigen Trainingsansatz finden, um es zu lösen. Ein gutes Buch, das als Standardwerk genannt werden sollte und meine Erwartungen erfüllt und in einigen Teilen weit übertroffen hat! Unbedingt empfehlenswert – auch oder gerade für Züchter, die Ersthundeführern etwas an die Hand geben möchten.

AutorinTina Schnatz
Preis24,90 €
Seiten240, vierfarbig
Auflagen1, Dezember 2016, broschiert, A5
ISBN978-3-9816047-4-0

Kleiner Nachtrag: Als ich mein Exemplar auspackte, flatterten mir einige Flyer entgegen.

Hunde-Onlinekongress 12.-17.11.21

Wenn ihr wissen möchtet, wer die Referenten sind und welche Themen behandelt werden oder generell wie der Kongress abläuft…. HIER! Klicken.