Tina Schnatz: „Dummyfieber“ [Trainingshandbuch]

[Werbung: Danke an den MenschHund! Verlag, der mir ein Exemplar zur Verfügung stellte. In meiner Buchvorstellung behalte ich mir meine eigene Meinung vor.]

Was mir als Retrieverführerin sofort auffiel, ist der Border Collie auf dem Cover. Damit wird gleich zu Beginn, schon vor der ersten Zeile klargestellt, dass es sich tatsächlich um ein Buch für „Jederhund“ handelt. So lautet nämlich der Untertitel des Buches:
Das ultimative Dummytraining für Jederhund“.

Bevor es ab Seite 73 mit den Grundlagen des Apportierens losgeht, macht der Leser eine kleine Reise über die Entstehung der Dummyarbeit, welche Hunde welche Eigenschaften mitbringen, was sie für das Mensch-Hund Gespann bringen kann und was man für dieses Hobby braucht.

Hier hat mir besonders gefallen, dass neben den Golden und Labrador Retrievern auch Jagdhunderassen wie Bracken oder Weimeraner, Hütehunde, Herdenschutzhunde, Gesellschaftshunde und Mischlinge mit ihren Schwächen und Stärken vorgestellt werden.
Nicht besonders „glücklich“ finde ich die Aussage, dass Arbeitslinien bei Golden und Labrador Retrievern durch ihre höhere Arbeitsbereitschaft mehr Beschäftigung benötigen als Hunde aus der Showlinie. Das suggeriert, dass man mit diesen Hunden viel trainieren müsste, um sie auszulasten, was ich so nicht bestätigen möchte. Gerade die Turbos müssen lernen ruhig zu sein und entspannen zu können. Viel und falsch aufgebautes Training lassen diese Hunde schnell überhitzen.

Sehr detailliert geht die Autorin auf das Lernverhalten ein und stellt hier verschiedene Wege vor. Ein großer Pluspunkt, weil nicht jeder Hund mit jeder Lernmethode zurechtkommt, aber auch nicht jeder Mensch sich in jeder Trainingsmethode wiederfindet. Es gibt also für jeden immer auch einen Plan B oder sogar Plan C.

Danach geht es ans „Eingemachte“. Das Apportieren an sich wird in seine kleinsten Bausteine zerlegt. Aufnehmen, Tragen, Zutragen und Ausgeben werden im Einzelnen beleuchtet und zu jedem Puzzlestück gibt es Tipps und Tricks, falls der Vierbeiner Schwierigkeiten hat. Ein großes Plus für Hundehalter, deren Hunde nicht von Beginn an alles umhertragen und stolz präsentieren.

Es folgt das wichtige Kapitel über die Basisarbeit. Die sogenannten Basics: Grundstellung, Fußarbeit, Leinenführigkeit und Rückruf werden erklärt und mit vielen Bildern wird der Aufbau anschaulich dargestellt. Immer wieder findet der Leser in farblich abgesetzten Textblöcken die Rubrik „Was tun, wenn es nicht klappt?“ mit Alternativmethoden oder anderen hilfreichen Tipps.
Speziell bei der Übung des Rückpfiffs hat mir der Hinweis des sich selbst filmens und auch der Gang zum Trainer gefallen. Nicht alles kann man vielleicht alleine lösen.

Ein verhältnismäßig kurzer Abschnitt befasst sich mit den – wie sie die Autorin nennt – Todsünden der Dummyarbeit.
Steadiness oder eher das Gegenteil – die Unruhe, das Tauschen von Dummys, das Blinken (absichtliches „Übersehen“ von Dummys) und das Weitersuchen (hunten) mit Dummy im Fang.

Ab Kapitel 6 geht es dann um die drei großen Bereiche des Dummytrainings. Einweisen, Markieren und Suchen. Die einzelnen Felder werden gut und verständlich erklärt und gerade beim Einweisen werden wieder unterschiedliche Trainingswege aufgezeigt. Der Aufbau mit künstlichen Sichthilfen (Markierstäbe) wird dem mit natürlichen Sichthilfen gegenübergestellt (Fixpunkte im Gelände).
Weiter geht es mit Einfach- und Mehrfachmarkierungen, der Bedeutung des Helfers, Memories und Verleitungen, als Letztes werden die Themen Freiverlorensuche und kleine Suche vorgestellt.

Besonders interessiert habe ich mich für das Kapitel „Aufbautraining“ und war positiv überrascht, dass das Kapitel mit einer „Warnung“ und wirklich guten Hinweisen beginnt, worauf man beim Einstieg in das Gruppentraining achten sollte. Auch den kritischen Verweis auf die Erscheinung des „Trainerhoppings“ finde ich richtig gut.
Dann folgen einige Aufgaben zur Trainingsgestaltung für zwei und mehr Mensch Hund Gespanne.

Fazit:

Im Nachwort nennt die Autorin Trainer, von denen sie selbst und ihr Training mit den Hunden beeinflusst wurde und tatsächlich habe ich diese Einflüsse und auch die Weiterentwicklungen von Frau Schnatz erkennen können.

Grundsätzlich habe ich mich gefragt, ob die Dummyszene ein weiteres Buch braucht – und ich kann für mich sagen – dieses Buch ist ein Gewinn für jeden, der mit der Dummyarbeit starten möchte. Es ist gut verständlich, detailliert genug, um die Komplexität dieses Sports aufzuzeigen, aber auch nicht so überfrachtet, sodass der Anfänger nach wenigen Seiten die Lust verlieren könnte.

Für Menschen, welche schon aktiv in der Dummyarbeit sind oder sich schon zu den Fortgeschrittenen zählen dürfen bietet das Buch zunächst wenig neues Wissen. Hat man aber ein Problem, könnte man hier den richtigen Trainingsansatz finden, um es zu lösen. Ein gutes Buch, das als Standardwerk genannt werden sollte und meine Erwartungen erfüllt und in einigen Teilen weit übertroffen hat! Unbedingt empfehlenswert – auch oder gerade für Züchter, die Ersthundeführern etwas an die Hand geben möchten.

AutorinTina Schnatz
Preis24,90 €
Seiten240, vierfarbig
Auflagen1, Dezember 2016, broschiert, A5
ISBN978-3-9816047-4-0

Kleiner Nachtrag: Als ich mein Exemplar auspackte, flatterten mir einige Flyer entgegen.

Hunde-Onlinekongress 12.-17.11.21

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Meine Mädels

Meine Mädels könnten unterschiedlicher nicht sein. Das wird mir wirklich täglich bewusst, wenn ich mit den beiden unterwegs bin. Oft werde ich gefragt, was ist dir lieber, die Ruhe von Fiene oder die Power von Hetty.
Ich habe immer gesagt, dass mir der Trieb wichtiger wäre. Heute sage ich, Trieb allein ist nicht alles.

Hetty ist im achten Lebensjahr. Viele Trainings laufen wirklich richtig gut allerdings verzichte ich meist auf zu viel Aufregung. Ich trainiere so, dass Hetty das mental schaffen kann. Es ist mir nicht wichtig „high end“ Aufgaben zu lösen, sondern den Hund so auszulasten, dass sie nach dem Training zwar müde ist aber nicht mental auf der letzten Rille läuft.

Ich habe wirklich nie aufgegeben Hetty und mich besser machen zu wollen aber der Stand, auf dem wir uns jetzt befinden, scheint unser „Endzustand“ zu sein.
Ich spreche jetzt hier nicht über „technische“ Aspekte, daran kann man immer arbeiten, ich rede von ihrer mentalen Kraft bestimmte Reize auszuhalten.

Im Moment helfe ich einem jungen Team sich auf die Dummy A Prüfung vorzubereiten. Ich erinnere mich noch gut, als ich mit Fiene für diese Prüfung trainiert habe. Mit Hetty habe ich relativ schnell jede Ambition Prüfungen zu laufen zur Seite gelegt. Ich habe einfach keinen Sinn darin gesehen – in meinen Augen waren wir in elementaren Punkten einfach nicht gut genug.

Immer wieder frage ich mich, und das bis heute, was ich falsch gemacht habe. Warum ist Hetty wie sie ist? An welchem Punkt habe ich den falschen Abzweig im Training genommen. Natürlich sind mir einige Punkte eingefallen, die ich mit dem Wissen von heute wohl anders angehen würde.

Woher kommen diese Überlegungen? Natürlich trage ich mich mit dem Gedanken, dass irgendwann wieder ein Welpe bei uns einziehen wird. Es kann nicht schaden sich selbst und auch das Training immer wieder mal zu überprüfen… bis es so weit ist, werde ich es genießen, mit den beiden Goldstücken zu arbeiten und anderen Teams helfen ihren gemeinsamen Weg gut zu beginnen.



Trainingsbericht [03 | 21]

Achtung: Beitrag kann Spuren von begeisterter Werbung enthalten. Diese erfolgt ohne Auftrag und ohne Bezahlung. Das neue Equipment habe ich selbst bezahlt.

Heute klage ich euch mal mein Leid. Ganz oft und nicht nur in Corona-Zeiten trainiere ich meine Hunde allein. Das funktioniert so lange gut, bis man den Hund eine Markierung arbeiten lassen möchte.

Dafür braucht man einen Helfer. Jemanden, der in der Lage ist ein Dummy in einer möglichst schönen Flugbahn zu werfen. Bis ich Dummys gut werfen konnte, hat es wirklich gedauert und noch heute schaffe ich tolle Fehlwürfe.

Helfer / Werfer sind wirklich Mangelware und ein kostbares Gut. Was also tun, wenn man sich nicht treffen darf oder kein Trainingspartner greifbar ist?

Jetzt freue ich mich gerade wie ein Schnitzel … denn …. das Geld aus dem „wirfahrenandeinemGeburtstagirgendwohin Budget“ wurde in einen Air&Go Dummy Launcher investiert.

Dieser tolle Kasten schießt Dummys mit Druckluft. Gesteuert wird der Air&Go mit einer Fernbedienung. Großartig!

Heute wurde das gute Stück eingeweiht. Ich hatte den Air&Go an einer Stelle platziert, die wir schon oft zum Voranschicken genutzt hatten. Damit wollte ich erreichen, dass die Hunde von sich aus in diese Richtung schauen.

Heute wollte ich euch einfach mal zeigen, wie er funktioniert.

Wir haben dann eine schöne Kombinationsaufgabe gearbeitet. Voran in ein Suchengebiet, Voran auf einen alten Memorypunkt und eben Markierungen. Hach, das war ein Tag nach unserem Geschmack.

Begrifflichkeiten aus dem Dummy-Training:

Voran – Der Hund läuft auf ein Kommando in einer vom Hundeführer angezeigten geraden Linie, und zwar genau so lange, bis ihm durch ein Signal etwas anderes gesagt wird.

Große Suche / Verlorensuche – Ein Gebiet wird vom Hunde eigenständig abgesucht. Weder Hundeführer noch Hunde wissen die Liegestellen der Dummys

Memory-Punkt – Ein Ort im Gelände, an dem der Hund bereits ein Dummy gefunden hat.

Markierung – Ein Dummy von dem der Hund die Flugbahn und / oder die Fallstelle gesehen hat. Je erfahrender der Hund, desto schwieriger können die Dummys geworfen werden.

Besonders bedanken möchte ich mich bei Andreas Kupfner und seinem Shop. Ein sehr netter Kontakt und eine blitzschnelle Lieferung.