One wild night ….

Der erste Seminartag lag hinter uns und ich wollte einfach nur noch „Ruhe“. Eine Runde drehen, Hund Hund sein lassen, noch was Essen, vielleicht ein Radler (oder zwei) und dann schlafen.

Für diesen Zweck hatte ich ein Hotelzimmer im „Haus am Mühlenberg“ der Vierbuchermühle reserviert. Abseits vom Geschehen, im Wald … da hast du deine Ruhe… dachte ich mir. Hier ein Auszug aus dem Werbetext im Flyer

5 km von Waldbröl entfernt, in einer der schönsten Gegenden des Oberbergischen Landes, liegt die Vierbuchermühle inmitten von weitläufigen Wäldern in einem idyllischen, kleinen Tal. Abseits von Verkehr und Alltag finden sie hier Ruhe und Erholung, die zum Auftanken im Urlaub unbedingt nötig sind.

So weit, so gut! Als ich ankam fand ich genau das vor. Ruhe, ein paar Angler… Ich checkt ein, entdeckte den urigen Gastraum und freute mich schon auf mein „Feierabend-Radlerchen“. Vorher bin ich ne Runde mit Fiene gegangen, hab sie gefüttert und dann sind wir beiden losgezogen.

Ich bestellte mir einen Salat mit Pute und Baguette und ein Radler. Mit dieser Bestellung erntete ich den Spruch „Ich bin Schankwirt und kein Barkeeper“ … von dem Mann hinter dem Tresen. Allerdings mit einem Augenzwinkern und einem breiten Grinsen im Gesicht.

Ich bekam einen wirklich riiiieeesigen Salat und während ich diesen so mümmelte kamen immer wieder sehr chic gekleidete Menschen mit Geschenken unter dem Arm an mir vorbeigelaufen. Da ich von keiner Festivität etwas mitbekam, machte ich mir auch überhaupt keinen Kopp, was das für mich bedeuten könnte. Inzwischen war ich bei der Hälfte des Salats angekommen, Fienchen hatte vom Wirt schon das dritte Leckerchen abgestaubt „Die kann s ja vertragen!“ und es strömten immer mehr Cocktailkleidchen und Krawattenträger an mir vorbei. Inzwischen stauten sich die Massen schon bis an den Tresen und ich bekam mit, dass es sich wohl um eine Silberhochzeit handelt.

Immer noch weckte dies alles keinen Argwohn in meinem müden Gehirn!

Den Salat hatte ich aufgegessen, ich bestellte beim Barkeeper ein letztes Radler und als ich dieses vernichtet hatte, machte ich mich auf den Weg in mein Schlafgemach. Fienchen rollte sich auf ihrem Vedbet zusammen und ich lag kaum unter der Decke, da war ich auch schon weggeratzt. Ach, diese Ruhe,…… diese STILLE. Was, Stille …. Ich wusste gar nicht, das Stille soooooo laut ist. Die Festgesellschaft hatte die Nahrungsaufnahme wohl beendet, die Alkoholaufnahme gesteigert und feierte nun gutartig enthemmt mit lauter Musik.

23:00 Uhr kein Problem, man ist ja nicht so…… Noch mal das TV angemacht und wieder eingeschlummert.

24:00 Uhr naja, wer weiß wie wir mal drauf sind 25 Jahre müssen schließlich gefeiert werden.

01:00 Uhr Life ist Life, nana na nana …. rabadadabda Life….. gäääääh…. Fuck, wir sind erst bei den 80ern, das kann ja heiter werden

01:30 Uhr ZZ Top „Got me under pressure“ ….

02:00 Uhr Du hast mich 1000 Mal belogen…. So, das reicht! Davon bekomme ich Ohrenkrebs!!!

03:00 Uhr Dra di net um…. Sie haben mich geschafft. Ich werde runtergehen und mich in Gummistiefeln unter die Festgesellschaft mischen und einfach mitfeiert. Jetzt ist s eh schon wurscht.

03:45 Uhr Stille!!!!! Vereinzelt stolpern noch einige Volleulen durch das Hotel und suchen ihr Zimmer. Ich schlafe wieder ein.

06:45 Uhr das Handy klingelt. Wecken ….  Ich falle in meine Klamotten, schnappe mir die ausgeschlafene Fiene und gehe ein schöne Runde durch den Wald. Wir kommen am Wildgehege vorbei. Es ist leicht am Regnen.

Zurück im Hotel springe ich unter die Dusche und versuche zu verhindern, dass mein Gesichtsausdruck meinen tatsächlichen Gemütszustand wiederspiegelt. Ohne Erfolg.

Ich gehe zum Frühstück und werde fürstlich versorgt. Trotz mehrerer Kaffee fühle ich mich, als ob mich der Sonderzug nach Pankow überrollt hätte. Und dann ist die Zeit auch schon wieder gekommen um aus zu checken und nach Waldböl zu düsen. Treffpunkt Araltankstelle.

Dort angekommen, steige ich aus dem Auto und werde mit den Worten begrüßt „Wie siehst Du denn aus, hast Du durchgemacht?“

Ne, nach Wildgewöhnung hatte ich halt noch … ne wilde Nacht! Aber abgesehen davon, dass ich kaum ein Auge zugemacht habe, war das Hotel echt super. Preislich voll in Ordnung und das Essen war klasse. Bevor ich das nächste Mal buche frage ich aber ob zufällig wieder eine Feier ansteht 😉

Wildgewöhnung

Abfahrt: 7:00 Uhr

Ankunft: 09:30 Uhr

Wetter: heiter, nicht zu warm

Befinden Mensch: Sehr gut

Befinden Hund: naja …. Autofahren (so lange) ist nicht (…und wird wohl nie)  ihr Lieblingsbeschäftigung

Trainer:                    Norbert Theuerkauf

Teilnehmer:                Renate mit Shimmering Shadow Chili (Flatcoat Retriever)

Susanne mit Cricket’s Ben (Golden Retriever)

Manuela mit Golden Worker Discovery Enya (Golden Retriever)

Claudia mit Golden Worker Discovery Virginia (Golden Retriever)

Heike mit Golden Worker Discovery Colin (Golden Retriever)

und …. wir.

Nachdem wir im Revier angekommen waren wurden wir von Norbert herzlich begrüßt und wurden auf den Tag vorbereitet. Nimmt der Hund Wild auf? Hmmm, was für eine Frage, wir werden sehen…

Norbert beruhigt uns alle. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass ein Hund Wild sofort annimmt. Mit Geduld und vielen positiven Erfahrungen würde aber bei allen sicher der „Schalter“ umgelegt werden. Bevor dann die erste Übung losging erfolgte noch eine Erinnerung an die Jagdethik.

„Die Achtung vor der Kreatur ist höchstes Gebot, ihr ordnet sich alles Handeln unter“

Quelle: Zehn Gebote zur Jagdethik

Er ermahnte uns mit dem Wild welches für das Training der Hunde verwendet wird stehts respektvoll umzugehen. Es immer ordentlich zu verstauen und es so zu behandeln, dass man es wenn möglich nochmals verwenden kann.

Der Umgang mit meinen toten Tieren viel mir inzwischen schon leichter. Schließlich hatte ich ja bereits zwei Tage Zeit gehabt sie regelmäßig zu Hause abzutrocknen und zu wenden, bis sie schließlich ordentlich verpackt ins Auto geladen wurden.

Zuerst wollte Norbert sich ein Bild machen, wie die einzelnen Hunde auf das Wild reagieren. So wurde jedes Team einzeln aufgerufen und mit einer Ente „konfrontiert“. Mit viel „uiuiuiui“ und „feiiiiiine Ente“ wurde versucht, ob der Hund das Wild aufnimmt und tatsächlich hatten nur Ginie und Fienchen Berührungsängste.

Beeindruckt war ich von Chili, die Jüngste am Start hatte keinerlei Manschetten und sammelte alles ein was ihr vor den Fang kam. Einfach super!

Wie gesagt, Fienchen fand Ente wirklich nicht lecker und war auch beim zweiten Versuch nicht davon zu überzeugen, dass Ente wirklich „ffffeeeiiiiiiiiin“ ist. Komisch, ich mit meinem menschlichen Verstand hatte mir ernsthaft Gedanken gemacht, dass sie wohl eher das Kaninchen „verweigern“ würde. Stellte ich mir doch vor, es müsse für sie doch so ähnlich sein, als ob mir jemand ein Knäuel Angorawolle in den Mund steckt! Bhäää!

Ente, dachte ich, fühlt sich kompakt an, nicht so weich und knautschelig…. außerdem, kennt sie ja die Form vom Dead Fowl Dummy … und das, liebt sie heiß und innig. Aber naja, Menschengedanken sind wohl nicht gleich Hundegedanken. Norbert zog dann unsere Ente einen Schlafanzug (Socken) an und siehe da ….. Ente aufgenommen! Phu, der erste Schritt war geschafft. Zwischen den einzelnen Übungen lag immer genug Zeit, so dass die Hunde wieder runterfahren konnten. Bloß kein Stress lautete die Devise.

Als nächstes war das Kaninchen an der Reihe. Da war ich wirklich platt. Einmal geschnuppert, einmal mit Socke getragen …. und dann ohne Schlafanzug. Kaninchen werden apportiert! Wenn das mal nicht super ist. Gleich am ersten Tag. *freu* So arbeiteten sich alle Teams durch diese erste spannende Phase des Seminars.

Dann stand Schleppenarbeit auf dem Programm. Wieder ein Fach, um das sich Fienchen und ich bisher nicht gekümmert hatten. In der theoretischen Einweisung erklärte uns Norbert, wie verschieden Hunde auf der Spur arbeiten. Mit hoher oder tiefer Nase, direkt mit der Nase auf der Spur, versetzt zur Fährte oder im Zick-Zack darüber hinweg.  Bei dieser Arbeit spielt außerdem der Wind eine entscheidende Rolle. Beim legen der Schleppe ist, wenn möglich, mit Rücken- oder Seitenwind zu arbeiten.

Unsere erste Schleppe war ca. 50 Meter lang und schnurgerade. Wieder galt diese erste Übung um zu sehen, wie der Hund arbeitet. Am „Anschuss“ wird das zu schleppende Kaninchen mehrmals hin und her gezogen. Dann werden aus der Blume des Kaninchens einige Fellflusen gezupft und auf den „Anschuss“ gelegt. Von diesem Punkt aus wird dann die Schleppe gezogen. Am Ende der Schleppspur wurde dann ein neues Kaninchen ausgelegt und das Schleppkaninchen wurde darüber gezogen, so dass das ausgelegt Stück die Witterung übernimmt. So weit, so gut! Ich kam also mit meiner kleinen Lakritznase zu Norbert. Legte sie in einiger Entfernung ab um den Anschuss zu begutachten (und um diesen interessant zu machen), da steht sie schon mal auf um einen Blick zu riskieren. „Das müsst ihr üben!“ „Sie muss auch in der Prüfung liegen oder sitzen bleiben“ …. Jawohl, wir werden üben *schäm*…

Dann habe ich Fiene zum Anschuss geführt und sie dort schnuppern lassen. Mit der Hand über der Spur versuchte ich sie zum Suchen zu animieren muss aber leider sagen, dass Frauchen völlig unkoordiniert und willenlos, mit der Schleppleine überfordert über die Wiese eierte! Also nochmal zurück. Norbert ermahnte mich, den Fixpunkt nicht aus den Augen zu lassen und „gelassen“ hinter dem Hund zu bleiben. Zweiter Versuch. Zu unserer Ehrenrettung muss ich sagen, dass Fiene schon ziemlich gestresst war durch die lange Autofahrt und die vielen neuen Eindrücke und so lief sie  (für meine Begriffe „kopflos“ ) auf der Spur rum, um zum Schluß doch das Kaninchen zu finden.

Pause – Lagebesprechung – Verpflegung

Da nach der Schleppenarbeit niemals direkt eine andere Suche (kleine Suche oder Frei Verloren Suche) gearbeitet wird gabs jetzt das Fach „Walk Up“. Immer 3 Gespanne gingen auf einer Linie hinter dem Werfer her. Norbert machte ein Geräusch und die Ente / der Hase flog. Dann gab er uns ein Zeichen, welcher Hund nun arbeiten sollte. Nicht wissen, dass die Hunde in der JP/R Prüfung „am Strick“ zu führen sind, hatte ich Fienchen am Anfang des Walk Ups abgeleint. Sie war super steady und hat eine gute Fußarbeit gezeigt. Da war ich sehr zufrieden. Markieren war auch in Ordnung, schnell geschnappt und zurück mit dem Tierchen…. das war wirklich gut. Wir waren in der Gruppe mit Chili und Ben und Fienchens Geschwister bildeten die zweite Gruppe.

Als aller, aller letztes Fach kam dann die Suche. 4 Stück Wild (2 Enten und 2 Kaninchen) wurden in ein Suchengebiet 50 x 50 Meter ausgebracht. Dann sollte die Maus zeigen, was sie kann. Das erste Langohr war schnell gefunden und dann stolperte sie über eine Ente (ohne Socke). Anscheinend war sie bereits sooooo müde, dass sie ohne Nachdenken das Tierchen schnappte und mir brachte. Das war bisher unsere einzige „unbesockte“ Ente… Dann stellte sie aber das Arbeiten ein. Sie war einfach fertig, die Süße.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich erstaunt bin, wie schnell manches doch geklappt hat. Fasziniert bin ich, dass Enya, Colin und die junge Chili sofort und ohne Zucken losgelegt haben. Ben hat eine besondere „Schwäche“ für Wild aber auch dieser hat er sich am heutigen Tag nur einmal … ganz kurz hingegeben. Es war ein sehr schöner Tag, den ich mit Fienchen in einem sehr ruhig gelegenen Hotel ausklingen lassen wollte…. aber das…… ist eine ganz andere Geschichte.

Chili
Manuela + Enya - Heike + Colin
Virgina
Susanne & Ben

 

Renate + Chili

Darf ich mal …..

das

..... aufsuchen?

Der ahnungslose Besucher geht durch den Flur, öffnet die Tür und …..

.... KREISCHALARM !!!!

findet sich wieder in ….

Friedhof der Kuscheltiere

Jetzt wird es also WILD !! … Die Maus hat schon mal rumgeschnüffelt aber so richtig geheuer ist ihr das nicht.  Wir werden sehen 😉